Bei der Vielzahl an verfügbaren und teilweise parallel verordneten Medikamenten ist eine Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern der sicherste Therapieweg einer ganzheitlichen Patientenversorgung. Nicht nur Patienten erhalten dadurch mehr Sicherheit, sondern auch Ärzte und Arzneimittelhersteller.
Das Medikationsmanagement ist eine Serviceleistung der Apotheke und eine Möglichkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit, um Patienten den größten Mehrwert zu ermöglichen. Dabei wird der Apotheker kontinuierlich in die Gesamtmedikation des Patienten einbezogen, er überprüft die Verordnungen des Arztes und gibt Vorschläge zur Optimierung. Das Ziel ist es, eine hohe Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten, Fehler bei der Medikamenteneinnahme zu verhindern, Wechselwirkungen zu vermeiden und so den bestmöglichen Therapieerfolg zu erzielen. Hier erfahren Sie die genaue Definition des Begriffs „Medikationsmanagement“, welche Aufgaben Ärzte, Apotheker und Patienten haben und welche Vorteile sich in der gesamten Patientenversorgung ergeben.
Medikationsmanagement: Definition
Die Apothekenbetriebsordnung beschreibt das Medikationsmanagement (MM) als „wiederholte Analyse der Gesamtmedikation zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit und Therapietreue durch Identifizierung von arzneimittelbezogenen Problemen“. Die kontinuierliche Betreuung des Patienten steht dabei im Mittelpunkt. Auf Grundlage möglichst vieler Daten soll dem Apotheker ein Einblick in die Gesamtmedikation des Patienten gelingen, um den behandelten Ärzten, aber auch Heilberuflern, Pflegediensten und betreuenden Personen, einen ganzheitlichen, sicheren und erfolgreichen Therapieverlauf aufzuzeigen. Der Patient selbst wird in dem gesamten kooperativen Prozess eingebunden. Denn jedes Medikament, ob verordnet oder selbst erworben, wird vom Apotheker auf Basis der erhobenen Patientendaten analysiert, um Neben- oder Wechselwirkungen auszuschließen, zu minimieren und Optimierungsvorschläge geben zu können.
Das Medikationsmanagement in Apotheken wird in drei Arten unterteilt.
- Einfaches Medikationsmanagement: Hierbei bezieht sich der Apotheker rein auf die vorliegenden Daten der Kundenhistorie. Auf Basis der verordneten Medikamente und selbst erworbenen Arzneimitteln lassen sich erste Erkenntnisse der Therapie gewinnen und bereits Optimierungsvorschläge erläutern.
- Erweitertes Medikationsmanagement: Neben den gespeicherten Kundendaten werden hierbei auch die Patienteninformationen mit einbezogen. In einem Patientengespräch notiert der Apotheker personenbezogene Daten zu Erkrankungen, Vorerkrankungen, festgestellten Nebenwirkungen und Dosierungsangaben.
- Klinisches Medikationsmanagement: Hierbei werden Apothekendaten, Patienteninformationen sowie Ärztedaten bei der Analyse zurate gezogen. So kann der Apotheker die Therapie eines Patienten umfassend beurteilen, Dosier- und Arzneimittelempfehlungen geben oder auch das Absetzen von Medikamenten vorschlagen.
Die Einteilung wird demnach aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten getroffen. Der Patient selbst entscheidet, in welcher Art und in welchem Umfang die Apotheke das Medikationsmanagement übernimmt.
Für wen eignet sich das Medikationsmanagement in Apotheken?
Insbesondere multimorbide Menschen mit mehreren chronischen Erkrankungen profitieren von dem Service der Apotheke. Denn oftmals beziehen sie ihre Medikamente an vielen verschiedenen Orten und bei unterschiedlichen Fachärzten. Das hat zur Folge, dass bei der Einnahme von mehreren Arzneimitteln keine vollumfassende Medikationsübersicht in Bezug auf Wechselwirkungen und Nebenwirkungen vorliegt. Aber auch ältere Patienten, die mehrere Medikamente parallel einnehmen, können leicht den Überblick verlieren. Die zusätzliche Einnahme unter anderem von Nahrungsergänzungsmitteln oder anderen Produkten zur ergänzenden Versorgung können in Wechselwirkung stehen. Daher eignet sich das Medikationsmanagement für Patienten mit einem erhöhten Risiko für arzneimittelbezogene Probleme sowie zur dauerhaften Verbesserung der Arzneimitteltherapie. Je mehr Medikamente der Patient einnimmt, desto höher das allgemeine Risiko.
Medikationsanalyse geht dem Medikationsmanagement voraus
Die Begriffe Medikationsanalyse und Medikationsmanagement werden oft synonym verwendet, beschreiben jedoch zwei unterschiedliche Dienstleistungen. Allerdings geht dem Medikationsmanagement eine genaue Medikationsanalyse voraus. Denn bevor der Apotheker eine langfristige und kontinuierliche Betreuung des Patienten vornehmen kann, ist es wichtig, die aktuelle Gesamtmedikation zu bewerten. Im Rahmen einer detaillierten Medikationsanalyse werden sowohl verschreibungspflichtige als auch selbst erworbene Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel berücksichtigt. Auch unterschiedliche Fragestellungen werden erörtert und sind Teil der Analyse. Alle Daten werden anschließend zusammengetragen, evaluiert und dokumentiert. So können manifeste und arzneimittelbezogene Probleme aufgezeigt und mögliche Lösungen erarbeitet werden, mit dem Ziel, die Effektivität der Arzneimitteltherapie zu erhöhen und Risiken zu minimieren.
Das Medikationsmanagement baut auf der Medikationsanalyse auf und schließt die kontinuierliche Betreuung des Patienten durch ein multidisziplinäres Team bestehend aus Hausärzten, Apothekern, Fachärzten, Heilberuflern und Pflegediensten mit ein. Die Medikationsanalyse ist im Rahmen der Betreuung zu wiederholen, wenn sich die Lebensumstände, Arzneimittel und Erkrankungen des Patienten ändern.
Wie funktioniert das Medikamentenmanagement in der Praxis?
Bei dem einfachen Medikationsmanagement vereinbart der Patient mit dem Apotheker die Speicherung und dauerhafte Bewertung der Kundenhistorie. Entscheidet sich der Patient für das erweiterte Medikationsmanagement, wird ein Beratungsgespräch in den Räumlichkeiten der Apotheke vereinbart.
Allgemeine Werte wie Größe, Alter und Gewicht werden festgehalten; zudem werden unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Wie kommen Sie mit der Einnahme der Medikation klar?
- Welche Medikamente nehmen Sie täglich oder gelegentlich ein?
- Zu welchen Zeiten nehmen Sie die Medikamente ein?
- Gab es bereits Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten?
- Welche Erkrankungen liegen vor?
Es empfiehlt sich bei diesem Gespräch, verordnete Medikamente sowie selbst erworbene Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel aufzuführen und diese fortlaufend immer wieder anzugeben und zu aktualisieren, sollte sich etwas an dem Medikationsplan ändern.
Das klinische Medikationsmanagement zieht zur vollständigen Analyse die Diagnoseliste des Hausarztes, aktuelle Blutwerte sowie Berichte von Fachärzten oder Entlassungspapiere der Kliniken mit ein. Wenn dem Apotheker alle Daten vorliegen, werden diese bewertet und in Bezug auf den aktuellen Medikationsplan optimiert. Empfehlungen oder Informationen zu möglichen Risiken und Nebenwirkungen muss der behandelnde Arzt mit den jeweiligen Therapieanordnungen abgleichen. Entscheidend hierbei sind eine vertrauensvolle Basis zwischen Arzt und Apotheker sowie die Akzeptanz des Arztes, Empfehlungen des Apothekers zum Wohl des Patienten anzunehmen. Im weiteren Verlauf ist das Zusammenspiel von Ärzten, Apothekern, Patienten und anderen medizinischen Instanzen wie Heilberuflern und Pflegepersonal notwendig, um eine langfristige Betreuung und einen optimalen Medikationsplan zu ermöglichen.
Medikationsmanagement-Fortbildung in klinischer Pharmazie, Pharmakotherapie und Arzneimittelsicherheit
Die Grundlage eines modernen Medikationsmanagements ist neben der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apotheker eine profunde Ausbildung des Apothekers in klinischer Pharmazie, Pharmakotherapie und Arzneimittelsicherheit. Auch angesichts der Fülle an immer neuen Medikamenten unterschiedlicher Hersteller ist es ratsam, regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen teilzunehmen. Nur so ist es möglich, dem Patienten einen echten Mehrwert und eine ganzheitliche Betreuung zu bieten. Schließlich möchte der Apotheker, dass seine Empfehlungen und Optimierungen beim Arzt auf Akzeptanz stoßen. Dies gelingt allerdings nur, wenn der Apotheker aufgrund von Medikationsmanagement-Fortbildungen die genauen Vorgänge kennt und Medikationspläne nach arzneimittelrelevanten Kriterien bewerten kann. Steuerlich sind Medikationsmanagement-Fortbildungen absetzbar. Die Kosten für den Service der Apotheke richten sich nach den Wünschen und Anforderungen des Patienten sowie dem Umfang des Medikationsmanagements.
TENA bietet Apothekern eine Reihe von Schulungsangeboten online und vor Ort. Profitieren Sie von unserem Service „E-Learning“ und werden Sie zum Experten rund um unsere Produkte. Sie vergrößern dadurch nicht nur Ihren Kundenstamm, sondern werden zum direkten Ansprechpartner.
Fazit: Was bringt das Medikationsmanagement in Apotheken?
Von einem modernen Medikationsmanagement profitieren alle Seiten. Der Patient erhält eine verbesserte und individuelle Therapie mit einem geringeren Risiko auf Nebenwirkungen und Wechselwirkungen. Insbesondere ältere Menschen, die mehr als fünf Medikamente einnehmen, und multimorbide Patienten erhalten einen echten Mehrwert und eine ganzheitliche Betreuung rund um die tägliche Medikamenteneinnahme. Für Ärzte bedeutet es eine Entlastung und zusätzliche Sicherheit im Therapieplan. Der Apotheker selbst vertieft therapeutische Kenntnisse und kann dadurch seinen gesamten Arbeitsablauf neu strukturieren. Ansehen und Verantwortung steigen, und es eröffnet sich eine neue Abrechnungsmöglichkeit. Mit permanenten Medikationsmanagement-Fortbildungen gelingt es zudem, stetig auf neue Medikamente einzugehen und diese nach den bekannten Kriterien zu bewerten.
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/so-wird-aus-apotheker-und-arzt-ein-team/
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2013/daz-38-2013/medikationsmanagement-was-ist-das
https://www.abda.de/themen/arzneimitteltherapiesicherheit/foerderinitiative-pharmazeutische-betreuung/medikationsmanagement/
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2013/daz-38-2013/medikationsmanagement-in-der-apotheke-so-geht-man-vor