Ob beim Heben, Halten oder Umbetten: Mit den richtigen Techniken werden Ihre Knochen, Muskeln und Gelenke vor dauerhaften Schäden bewahrt. Wir geben Tipps, wie sich der Rücken entlasten lässt.
Darum ist richtiges Heben und Tragen so wichtig
Wer einen nahestehenden Menschen zu Hause pflegt, trägt oft wortwörtlich eine schwere Last. Ist der zu pflegende Mensch geschwächt oder in seinen Bewegungen eingeschränkt, kann es sein, dass wir ihn oder sie im Alltag unterstützen müssen – beispielsweise beim Verlagern im Bett, beim Aufrichten oder auf den Stuhl setzen. Dabei wird uns ein hohes Mass an körperlichem Einsatz abverlangt.
Häufig handelt es sich um Hebe- und Tragevorgänge, um den Pflegebedürftigen in seiner Position zu verändern. Dabei sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass diese Tätigkeiten so kräfteschonend und rückenverträglich wie möglich durchgeführt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Sie Ihren Rücken schädigen und die Pflege bereits nach kurzer Zeit nicht mehr bewältigen können. Damit wäre niemandem geholfen!
Wir sollten unseren Angehörigen oder unsere Angehörige deshalb dazu motivieren, alles selbst zu tun, was er oder sie noch selbst machen kann. Wir können dabei unterstützen und ihm oder ihr helfen, die vorhandene Selbstständigkeit weiterzuentwickeln.
Bitte nicht versuchen, immer alles allein zu stemmen
Wenn sich ein pflegebedürftiger Mensch nicht mehr ohne fremde Hilfe bewegen kann und sein Körpergewicht unseres übersteigt, sollte man eine zweite Person (oder einen ambulanten Pflegedienst) dazu holen. Zum einen, weil ansonsten die Gefahr zu gross ist, dass wir uns verletzen, zum anderen, weil der pflegebedürftige Mensch aus dem Bett fallen könnte. Auf seine körperlichen Kräfte und Fähigkeiten zu achten, ist ebenso wichtig, wie Warnzeichen für einen Burnout, der durch die Pflege entstehen kann, ernst zu nehmen.
Es ist wichtig, die richtigen Handgriffe zu kennen, um Menschen sicher zu heben. Wenn wir nicht genau wissen, wie wir unseren Angehörigen bzw. unsere Angehörige bewegen sollen, können wir es auch an uns selbst mal ausprobieren – gegebenenfalls zusammen mit einer zweiten Person. Im folgenden Teil erfahren Sie, wie ergonomisches Heben funktioniert, und können es anschliessend vorsichtig ausprobieren.
Wissen, wie richtiges Heben funktioniert
Es gibt verschiedene Hebe- oder Tragesituationen im Pflegealltag. Die folgenden Schritte sind quasi die Grundschritte, die Sie als pflegender Mensch erlernen sollten, um ein Gefühl für ergonomisches Heben zu bekommen:
- Achten Sie darauf, dass Sie so nah wie möglich bei der zu hebenden Person stehen.
- Positionieren Sie Füße und Rücken so, dass Sie einen sicheren Stand haben und Ihre Füsse in Richtung Ihres Familienmitglieds zeigen.
- Schützen Sie Ihren Rücken beim Heben, indem Sie vorher in die Knie gehen. Halten Sie Ihren Rücken aufrecht, und setzen Sie beim Heben Ihre Bauchmuskeln ein.
- Versuchen Sie, beim Heben so nah wie möglich bei Ihrem Familienmitglied zu bleiben. So vermeiden Sie, dass Sie sich durch Bücken oder Beugen den Rücken verletzen. Dieser Ansatz eignet sich auch, um die Pflegeperson von einer Seite auf die andere oder vom Rücken auf die Seite zu drehen.
- Heben oder drehen Sie die Person in einer sanften, fliessenden Bewegung.
Übrigens gibt es auch spezielle Hebevorrichtungen, mit denen Sie Ihr Familienmitglied bewegen können. Diese können häufig in Sanitätshäusern ausgeliehen werden; möglicherweise übernimmt Ihre Krankenkasse sogar einen Teil der Kosten. Passende Hilfsmittel sind in der Pflege unerlässlich, deshalb bietet TENA sowohl für Männer als auch für Frauen viele verschiedene Produkte für jede Pflegesituation.
Mit den richtigen Handgriffen schonend pflegen
Die folgenden Anleitungen veranschaulichen anhand alltäglicher Pflegesituationen, wie man zu pflegende Angehörige in ihren Bewegungen unterstützt, ohne sie dabei heben oder tragen zu müssen.
- Beim Gehen stützen: Einen Arm von hinten fest um die Taille des pflegebedürftigen Menschen legen. Gleichzeitig seine oder ihre Hand gut an der eigenen Hüfte festhalten. Den pflegebedürftigen Menschen nicht nur am Arm unterhaken, das sorgt für Instabilität.
- Zum Stehen aufhelfen: Lassen Sie Ihren Angehörigen oder Ihre Angehörige über die Pobacken an die Stuhlkante rutschen. Den Ellenbogen halten und die Unterarme mit den eigenen Armen abstützen. Auf diese Weise einen Arm zurückschieben, die Schulter geht nach hinten. Die Vorwärtsbewegung der anderen Schulter zum Aufstehen nutzen. Der pflegebedürftige Mensch sollte im Ausfallschritt stehen, ein Fuss ist vorne, die Knie sind leicht gebeugt. Nie an den Händen oder Handgelenken des Pflegebedürftigen ziehen. Das kostet viel Kraft und kann bei ihm zu Schmerzen führen.
- Im Bett positionieren – von der Rücken- in die Seitenlage: Die Beine anwinkeln und vor dem Po aufstellen. Die Knie und Füsse jeweils mit einer Hand auf die Seite drehen. Dann eine Hand auf den oberen Beckenkamm legen, die andere ans Schulterblatt. Mit der Hand erst das Becken auf die Seite drehen, dann die Schulter. Die Beine nicht durch Anheben aufstellen. Schonender ist es, sie von aussen nach innen anzuwinkeln und hochzuschieben. Das untere Becken des oder der Angehörigen leicht rausziehen, dann lastet weniger Druck auf dem Knochen.
- Auf die Bettkante setzen: Den pflegebedürftigen Menschen auf die Seite drehen. Das obere Bein sollte gebeugt sein. Erst das untere Bein rausziehen und den Unterschenkel über die Bettkante hängen, dann das obere. Zum Aufsetzen eine Hand auf das Schulterblatt und eine auf den Beckenkamm legen. Das Becken nach unten drücken, die Schulter mit der Hand stützen, bis Ihr Angehöriger oder Ihre Angehörige in der Sitzposition angelangt ist. Für rückenschonendes Arbeiten das Bett höherstellen. Ist das nicht möglich, die Beine beugen, damit die passende Arbeitshöhe entsteht. Darauf achten, dass Ihr Angehöriger oder Ihre Angehörige beim Sitzen fest mit den Füssen auf dem Boden steht.
- Von der Bettkante auf einen Stuhl setzen: Zum Stehen aufhelfen, wie oben beschrieben. Die Unterarme stützen und sich dann in kleinen Schritten, dem sogenannten „Bärengang“, mit dem pflegebedürftigen Menschen in Richtung Stuhl drehen. Ihn oder sie stützen, bis die Sitzposition erreicht ist. Keine Drehbewegung mit dem Oberkörper machen, diese Rotation kann die Wirbelsäule schädigen. Daran denken, dem zu Pflegenden vorher rutschfestes Schuhwerk anzuziehen.
Schon Kleinigkeiten machen die Pflege angenehmer
Beim Bewegen und/oder Umlagern sollten wir keinen Schmuck tragen, denn er kann unangenehm im Gesicht baumeln, eventuell Verletzungen verursachen oder zum Ziehen animieren, wozu besonders Demenzkranke neigen. Kurze Fingernägel brechen nicht so schnell ab wie längere, und vor allem kratzen wir damit niemanden. Lange Haare sollten wir zusammenbinden oder hochstecken, sodass weder unsere Sicht eingeschränkt ist noch unser Gegenüber sich an ihnen festhält.
Auch die Umgebung des Hebevorgangs ist wichtig. Das Bett sollte die richtige Höhe haben, damit Sie beim Aufstehen, Hinsetzen und Drehen gut helfen können und der pflegende Mensch beim Sitzen auf der Bettkannte mit den Füssen auf den Boden kommt. Die Position der Rückenlehne des Betts sollte zudem leicht verstellbar sein, und wenn Sie Ihrem bzw. Ihrer Angehörigen beim Wechsel auf einen Stuhl oder bei einem kleinen Fussweg helfen, sollten keine Hindernisse im Weg stehen.
Fazit zum ergonomischen Heben bei der Pflege zu Hause
Zusammenfassend kann man sagen: Es hilft, vor einer Belastung immer kräftig einatmen und währenddessen ausatmen. Das Anspannen der Bauchmuskeln beim Tragen oder Heben unterstützt die Wirbelsäule. Zum Heben oder Beugen sollten Sie den Oberkörper nur aus dem Hüftgelenk neigen. So wird eine Fehlbelastung der Bandscheiben vermieden. Das Gewicht immer möglichst nahe am Körper und aus den Beinen herausstemmen – am besten durch gleichmässiges Strecken der Knie- und Hüftgelenke.
Besonders wichtig ist auch die Fussstellung. Sie sollte mindestens hüftbreit und parallel sein und so für Stabilität beim Heben und Aufrichten sorgen. Die Knie sind leicht gebeugt. Für einen breiteren, festeren Stand die Beine grätschen. Zum Lagern und An- und Auskleiden des zu pflegenden Menschen versetzt einen Schritt nach vorne und hinten machen.